Gebiete in Vorarlberg

Allgemeines

Vorarlberg gliedert sich geologisch1 gesehen in vier Hauptbereiche. Im Norden ist dies die Molasse. Richtung Süden folgt das Helvetikum. Hier sagt schon der Name, dass dieser Bereich geologisch gesehen zu den Westalpen gehört. Es folgen das Penninikum (Gesteine des Flysch) und das Ostalpin.

Rund 1/3 der Landesfläche von Vorarlberg ist verkarstet. In Bereichen in welchen der Grünkarst vorherrscht sind die Karsterscheinungen (Karren, Schächte, Höhlen) nicht so augenfällig wie etwa im Gebiet des Gottesacker oder der Sulzfluh.

Die Molasse ist höhlenmäßig unbedeutend. Im Helvetikum ist es vor allem der Schrattenkalk der viele Höhlen birgt. Im Flysch gibt es praktisch keine Höhlen. Der Bereich des Ostalpins umfasst neben dem Kristallin (höhlenmäßig unbedeutend) Kalk, Dolomit und Gips. Im gut verkarstenden Hauptdolomit wurden bis dato keine größeren Höhlen gefunden. In den Gipslagern gibt es mehrere Höhlen. Am bedeutendsten ist hier die Trübbachhöhle mit rund 430 m Ganglänge in der Nähe der Alpe Laguz. Beim Kalk ist es der Sulzfluhkalk mit einer Mächtigkeit von mehreren hundert Metern der höhlenmäßig das wichtigste Gestein ist. Nachfolgend nun eine kurze Beschreibung zu den wichtigsten Forschungsgebieten.

1 vgl. http://www.geologie.ac.at/de/GEOMARKT/gok200image.html

Bereich Helvetikum

Hauptforschungsgebiet ist hier das Gottesackergebiet grenzüberschreitend zu Deutschland. Hier teilen sich die Arbeitsgebiete. Die Westseite von der Kammlinie Hoher Ifen - Gottesackerscharte wird von uns bearbeitet während die Ostseite mit dem Kleinen Walsertal (österr. Staatsgebiet) vom Verein für Höhlenkunde in München (http://www.vhm-muenchen.de/) bearbeitet wird. Die größte und wichtigste Höhle ist hier das Hölloch im Mahdtal. Hauptarbeit an der Erforschung des Höllochs leistete hier der Höhlenverein in Sonthofen (http://www.hoelloch.de/). Auch an der Ostseite des Gottesackerplateaus wurden mit der Claus-Cramer-, und Spitzeckhöhle durch die ARGE Grabenstetten (http://www.arge-grabenstetten.de/) noch größere Objekte gefunden. An der Westseite sind die wichtigsten Höhlen die Löwen- und Rubachhöhle sowie die größte Höhle (abgesehen vom o.a. Hölloch) das Schneckenloch mit rund 3,5 km Ganglänge.

Neben diesen Großhöhlen wurden bis jetzt leider nur kleinere Objekte entdeckt obwohl es am Gottesackerplateau unzählige Schächte und noch nicht untersuchte Schachtöffnungen gibt. Allerdings begrenzt die relativ geringe Mächtigkeit des Schrattenkalks (rund 40 m bis max. 100 m im Bereich des Höllochs) die Tiefenausdehnung.

In den letzten Jahren zog der Hirschberg bei Bizau durch die Entdeckung mehrerer bedeutender Höhlen die Aufmerksamkeit auf sich. Auch hier liegen im Schrattenkalk mehrere Höhlen. Die bedeutendsten sind die das Stierloch, die Unwetter- , der erst 2011 entdeckte Giblar-Schacht sowie die Ferolars-Riese-Höhle. Die längste Höhle des Gebiets stellt die 2005 nach einem großen Unwetterereignis entdeckte Unwetterhöhle mit 749 m Ganglänge und 99 m Tiefe dar. Die Höhle besitzt eine großräumige, stark bewetterte Fortsetzung. Ein weiteres bedeutendes Objekt ist die Ferolars-Riese-Höhle, welche eine vermessene Länge von 734 m aufweist. Mit 110 m Tiefe stellt der Gibla-Schacht die tiefste Höhle in diesem Gebiet dar.

Nachdem sich der Schrattenkalk vom Alpsteingebiet (Hauptgipfel der Säntis) über das Rheintal bis zum Gottesacker zieht sind vom Kummenberg, Felswände im Rheintal, Ebnit bei Dornbirn bis in den Bregenzerwald zahlreiche kleinere Höhlen zu finden. Zu erwähnen ist noch als Großhöhle die Bärenhöhle bei Reuthe, welche über 800 m Ganglänge bei 135 m Tiefe aufweist und 2011 mit der Winkelhöhle verbunden werden konnte. Zur Zeit werden in dieser Höhle wissenschaftliche Untersuchungen von der Universität in Innsbruck durchgeführt.

Bereich Ostalpin

Hauptforschungsgebiet ist hier der Bereich Sulzfluh und Weissplatte/Scheienfluh.

Auf österreichischer Seite ist im Katastergebiet 2114 (Bereich Weissplatte/Scheienfluh) das bedeutendsten Objekt das Weißplatten-Höhlensystem, welches 2012 durch Verbindung der Mäanderhöhle mit dem WP-Schacht-93 entstanden ist. Die Höhle weißt eine Ganglänge von 4206 m auf und ist mit 512 m Tiefe (Stand 09/2019) die mit Abstand längste und tiefste derzeit bekannte Höhle in Vorarlberg und im gesamten Rätikon. Viele offene Fortsetzungen warten noch auf ihre Erforschung!

Neben diesen beiden Großhöhlen gibt es noch zahlreiche Schachteingänge, welche auf nähere Untersuchung warten. Im Kataster 2114 sind zur Zeit rund 80 Höhlen und Schächte mit Ganglängen und Niveaudifferenzen zwischen 5 m und 50 m vermerkt.

Im Gebirgsstock der Sulzfluh ist zur Zeit auf österreichischer Seite die größte Höhle die Gauerblickhöhle mit 1114 m Ganglänge und 243 m Niveaudifferenz. Der Kataster 2113 umfasst im Bereich der Sulzfluh zur Zeit etwa 50 Objekte mit Ganglängen zwischen 5 m und über 300 m sowie 5 m und über 250 m Höhenunterschied. Hier wurde 2007 die Karrafeldhöhle 1 (Eisfeldhöhle) entdeckt und bis September 2008 auf 554 m Ganglänge und 76 m Höhenunterschied vermessen. Im Sommer 2017 konnte im Bereich des Rachens eine weitere bedeutende Höhle erforscht und im Rahmen der Forschungswoche 2017 auf aktuell 529 m Ganglänge bei 162 m (Stand 08/2018) Niveaudifferenz dokumentiert werden.

2013 gelang schließlich die Entdeckung einer weiteren bedeutenden Höhlen an der Drusenfluh in beinahe 2700 m Seehöhe! Die sogenannte Höhle im Verborgenen Kar (2113/97) wurde bis jetzt auf 1983 m Ganglänge und 359 m Tiefe (Stand 10/2023) erforscht, wobei mehrere stark bewetterte Fortsetzungen noch unerkundet geblieben sind. Ein Zusammenschluss mit der nur noch wenige Zehnermeter entfernten Gelbeckhöhle (L: 689 m) scheint nicht ausgeschlossen und würde in einem weiteren großen Höhlensystem im Rätikon resultieren. 2015 wurde unweit der Lindauerhütte im Bereich der Bänke an der Sulzfluh eine weitere große Höhle aufgefunden. Die sog. Strebebogenkluft weist zur Zeit eine Ganglänge von 585 m auf und erreicht eine beachtliche Horizontalerstreckung von 240 m (Stand 11/2016). Im Gegensatz zu den anderen Großhöhlen des Gebiets liegt der Eingang der Strebebogenkluft gerade einmal auf rund 1900 m Seehöhe.

Auf Schweizer Seite (http://www.ogh.ch/) wurden mit der Apollo- und der Unteren und der Oberen Seehöhle Objekte mit mehreren Kilometern Ganglängen erforscht.